Mehr Fehltage durch Stress

| 11. Juni 2013

Im Arbeitsleben müssen wir heute oft an unsere Grenzen gehen. Neben einer ständigen Erreichbarkeit führen Überstunden und zusätzliches Arbeitsvolumen zu immer mehr Stress. Stress der sich auch auf das Privatleben überträgt. Die Folge ist eine Häufung von Krankschreibungen, bedingt durch psychische Erkrankungen. Alleine bei der Techniker Krankenkasse gab es eine deutliche Zunahme in diesem Bereich. Von 3,9 Millionen  Versicherten der Kasse erhielten im Jahr 2012 mehr als 54.000 Mitglieder die Diagnose einer depressiven Episode. Das alleine nur in der Altersklasse von 30 bis 50 Jahre. Insgesamt führte die Feststellung zu mehr als 3,2 Millionen Fehltagen. Auch die Verschreibung von Antidepressiva nahm gravierend zu.

300 Millionen Fehltage durch Stress

Die TK selbst versichert fast 10 Prozent aller Beschäftigten im sozialversicherungspflichtigen Bereich. Damit geben die vorliegenden Zahlen einen guten Einblick in das wahre Ausmaß. Arbeitsausfälle in Deutschland durch Verhaltensstörungen nehmen demnach immer mehr zu.

Festhalten lässt sich, das jetzt schon jedem 6. Fehltag eine psychische Ursache zugrunde liegt. Im Jahr 2011 gab es direkt mehr als 300 Millionen Fehltage, die auf diesen Ursachen beruhten. Betrachtet man die Statistiken der TK, fällt auf, dass psychische Erkrankungen dort an 2. Stelle liegen. Noch viel brisanter ist die Tatsache, das seit 2006 eine Zunahme von über 76 Prozent erfolgte.

Fehltage abhängig vom Bildungsstand

Gleichzeitig kamen in Verbindung mit den vorliegenden Zahlen mehrere Studien zu der Feststellung, dass der Bildungsstand die Zahl der Fehltage massiv beeinflusse. Bei psychischen Erkrankungen sind überwiegend Mini-Jobber und Zeitarbeitskräfte als auch Menschen in sonstiger Teilzeit betroffen. Um so höher je doch der Ausbildungsstand ist, desto weiter nehmen psychische Ursachen als Fehltage ab. In diesem Zusammenhang verweisen wir auch auf unseren Artikel, in dem festgestellt wurde, das Zeitarbeiter bei der Weiterbildung deutlich benachteiligt seien.

Ärzte in einem Angestellten-Verhältnis hätten gerade einmal 7,4 Fehltage im Jahr und liegen damit ganz unten in der Statistik. Hochschullehrer glänzen sogar mit 4,4 Tagen. Dagegen der Altenpfleger, ohne weitere Spezialisierung, der im Jahr auf 5 Wochen im Schnitt gelangt. Busfahrer weisen sogar noch deutlich höhere Fehltage auf.

40 Milliarden Eur. an Kosten

Nach einer Hochrechnung der einzelnen Bundesländer ergab sich für die reinen Fehltage aufgrund einer psychischen Ursache ein Kostenfaktor von 40 Milliarden Euro. Ein Ausfalltag wurde mit 500 Euro berechnet.  Unternehmen sollen als Konsequenz mehr in ein betriebliches Gesundheitsmanagement investieren. Neben der weiteren Lohnfortzahlung stehe das Fachwissen der Mitarbeiter so über eine längere Zeit für die Firma nicht zu Verfügung.

Kommt eine Anti-Stress-Verordnung

Das Problem ist der Politik lange bekannt. Schon mehrmals wurde gefordert, die Erreichbarkeit der Mitarbeiter durch eMail und Handy im privaten Bereich strikt zu regeln. SPD, Grüne und auch die Linken im Verbund sehen eine solche Regelung aber nicht als weitreichend an. Hier plane man eine Anti-Stress-Verordnung.  Dazu gehöre auch, dass man die Ursachen im Betrieb viel mehr erforschen müsse.