Gründerklischees

| 6. April 2015

Hinter jedem Klischee steckt ein Fünkchen Wahrheit, so sagt man. Doch ist das auch bei den Gründerklischees, also dem Bild, das landläufig von den Stars der Start-up-Szene herrscht, der Fall? Wie sind sie, diese verrückten und intelligenten Köpfe eigentlich wirklich?

Das des nerdigen Technikfreaks, der den ganzen Tag vor seinem PC sitzt und in der heimischen Garage neue Ideen ausheckt – das ist eines der kursierenden Gründerklischees. Auch jung und überdurchschnittlich intelligent sollen sie sein und häufig waren sie die Überflieger an den renommiertesten Universitäten der Welt – oder aber totale Schul- und Universager, die erst in ihrem selbstbestimmten Schaffen wirklich aufgegangen sind. So oder so, das Bild, welches Gründerklischees in unseren Köpfen erzeugen, ist das eines sozial eher schwierigen, hyperintelligenten Freaks. Aber ist es so einfach?

Gründerklischees – Studie

Eine auf diese Fragestellung ausgelegte Studie der Organisation Endeavour belegt: Gründerklischees kommen zwar nicht von ungefähr, sicher belegen lassen sie sich aber nicht. Schließlich sind geniale Unternehmensgründer wie Mark Zuckerberg oder Bill Gates eher die Ausnahme als die Regel. Der durchschnittliche Gründer ist tatsächlich kein blutjunger Technikfreak mit Hang zum Verrückten, sondern ziemlich normal. Bereits der Mythos um das junge Alter als Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensgründung wurde von der Studie gebrochen. Statt Mitte 20 ist das durchschnittliche Alter für diesen Schritt eher Mitte 30. Eine andere Studie der Duke University befand sogar ein Durchschnittsalter von 40 Jahren. Da für eine Unternehmensgründung Lebenserfahrung ein wichtiger Faktor ist, verwundert dieses Ergebnis nicht.

Technik-Affinität ist kein Muss

Auch die zweite Annahme, auf der Gründerklischees basieren – nämlich dass Gründer stets Informatik-Freaks mit Technik-Affinität sind – muss hinterfragt werden. Besagte Studien belegen nämlich, dass nur ein Bruchteil der Unternehmen tatsächlich von Informatik- oder Mathematikstudenten ins Leben gerufen wird und tatsächlich vermehrt Absolventen anderer Fachrichtungen erfolgreich in der Gründerszene sind. Vielmehr kristallisierte sich eine andere Voraussetzung heraus, die den üblichen Gründerklischees vom Studienabbrecher widerspricht: Ein abgeschlossenes Studium hat deutlich mehr Einfluss auf den Unternehmenserfolg als Alter oder Studiengang.

Gründerklischees sind nicht mehr zeitgemäß

Zusammenfassend deuten alle bisherigen Studienergebnisse darauf hin, dass die bekannten Gründerklischees nicht mehr zeitgemäß sind. In der Anfangszeit der Start-up-Szene mögen die Faktoren Jugend, Studienabbrecher und Technik-Freak tatsächlich maßgeblich gewesen sein. Heute allerdings ist es nicht nur in jedem Alter, sondern auch mit jedem Abschluss möglich, erfolgreiche Unternehmen zu gründen. Ausschlaggebend sind einzig und allein eine gute Idee und ein solides (Finanzierungs-)Konzept.

Bild: Tech Cocktail-Flickr.