Platzeck tritt zurück

| 6. August 2013

Gedanklich möchten wir uns zum Bereich Karriere einmal weiter in der Politik umsehen. Karriere ist auch ein Machtmittel. Dabei steht der Erhalt der Macht im Vordergrund. Doch was passiert, wenn der Rücktritt naht und der Machterhalt wichtiger war als die Zukunft der Partei oder der Firma zu sichern? Auch dazu wollen wir uns einmal wieder gedanklich einem aktuellen Fall widmen.

Gesundheitliche Gründe nannte der Ministerpräsident als Grund für seinen Rücktritt. So lange wie nur möglich schieb Matthias Platzeck seinen Rücktritt als Ministerpräsident und SPD-Chef von Brandenburg hinaus. Ein Kandidat ist dennoch nicht in Sichtweite. Dem Land könnte damit eine schwere zunächst beinahe führungslose Zeit bevorstehen. Platzeck galt als ein beliebter und sympathischer Politiker. In seiner Amtszeit konnte er viel für das Land erreichen. Besonders sein positives und freundliches Image konnte er für seine politischen Ziele nutzen. Es war schon lange kein Gerücht mehr, das Platzeck gesundheitliche Probleme plagten. Vermutlich wäre er bereits früher zurückgetreten, hätte es einen adäquaten Nachfolger gegeben.

Die Probleme mit dem Nachfolger

Ist kein Nachfolger in Sicht, der den Politiker ersetzen kann, ist das zunächst ein Lob. Kann aber auch Fragen nach dem Warum aufwerfen. So wird das eigentliche Problem offensichtlich. Platz für eine Nummer 2 war bei der SPD in Brandenburg nicht vorhanden. Es gab nur Platzeck. Sprach man von der SPD, verstand man Platzeck.

Unverdrossen regierte die SPD seit 1990 im Land. Erst kam Manfred Stolpe, dann Platzeck. Nie gab es aber eine Nummer 2. Nun stellt sich klar die Frage, war es ein Fehler, das der Ministerpräsident auch gleichzeitig SPD-Chef war? Schließlich gilt die Partei dort als besonders mitgliederschwach. Doch solche Fragen werfen sich längst nicht nur bei der SPD auf. In allen Parteien ist dieses Problem fast überall zu erkennen. Auch bei der CDU lässt sich in Brandenburg nicht wirklich erkennen, wer die Partei führt. Und die Linken, die im Osten teilweise als beliebt gelten, stehen dem nicht nach. Persönlichkeiten sind nicht zu finden. Intellektuell gilt sie als ausgebrannt.

Es bleibt nun zunächst spannend, wie sich die Situation in Brandenburg auf die kommenden Jahre entwickeln wird.

Matthias Platzeck hatte schon einmal im Jahr 2006 sein Amt als SPD-Chef aufgegeben. Damals ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen. Wer ein Amt als Ministerpräsident bekleidet, hat grundsätzlich ein Problem. Er oder Sie steht immer am Pranger. Alte oder aktuelle Entwicklungen (ob sie nun positiv oder negativ sind) beziehen sich immer auf den jeweiligen im Amt. Die Arbeitszeit im Monat ist zudem enorm.

Matthias Platzeck Lebenslauf

Als kleine Hintergrundinformationen hier einige Eckdaten aus dem Lebenslauf. Geboren wurde Matthias Platzeck als Sohn eines Arztes und einer medizinisch-technischen Assistentin in Potsdam am 29. Dez. 1953. Das Abitur leistete er im Jahre 1972. Nach dem Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee studierte er von 1974 bis 1979 biomedizinische Kybernetik (Technische Hochschule Ilmenau). Das Studium schloss er erfolgreich als Diplomingenieur ab.

Von 1991 bis 1993 gehörte er zum Bundessprecherrat der Partei Bündnis 90. 1994 wurde er zum Minister berufen und trat 1995 der SPD bei. Am 26.06.2002 wurde er zum Ministerpräsidenten in Brandenburg benannt. Sowohl am 13.10.2004 und am 6.11.2009 wurde er für das Amt wiedergewählt.

Foto: Ulrich Antas (Minden), pixelio.de