Schulnoten ohne Bedeutung

| 9. September 2013

Immer mehr Arbeitgeber beurteilen die Schulnoten der Bewerber nur noch im Hintergrund. Grund dafür ist das Schulsystem, das derzeit von vielen Firmen in Deutschland als einfach schlecht bewertet wird. Nicht nur Universitäten äußern zunehmend ihre Kritik gegenüber den Schulen. Auch bei den Arbeitgebern wird diese immer lauter. Doch was ist der Anlass dafür?

Schulnoten und die Kritik an den Schulen

Schulnoten haben heute keine wesentliche Bedeutung mehr. Schuld ist dabei das Auswendiglernen. Wer das gut beherrscht, wir die Schulzeit problemlos mit guten Noten absolvieren können. Viel ist in deutschen Schulen nicht mehr gefragt. So hat sich bereits seit vielen Jahrzehnten eine Art Bulimie Lernen eingebürgert. Die Schüler lernen für den aktuellen Test. Das so aufgenommene Wissen wird aber bereits kurz danach wieder vergessen. Das selbstständige Lernen wird in den Schulen nicht mehr gefördert. Auch das kritische Hinterfragen steht kaum noch auf dem Stundenplan. Besonders große Kritik äußern viele Arbeitgeber, dass ein Konkurrenzdenken nicht mehr gefördert wird. Damit fehle es an Anreizen. Auch die Zusammenlegung verschiedener Schulformen zu Ganztagsschulen stößt auf wenig Gegenliebe in der Wirtschaft.

Zugleich verstärkt der Fachkräftemangel die Situation

Ein weiterer Grund, warum Arbeitgeber nur noch wenige Blicke auf die Schulnoten legen. Andere Qualitäten stehen nun im Vordergrund. So hat die Deutsche Bahn AG erst kürzlich offen bestätigt, das die Schulnote als Einstellungskriterium nicht mehr im Vordergrund steht. Dafür wurden eigene Auswahltests entwickelt, um das bestehende Nachwuchsproblem in den Griff zu bekommen. Ein neuer Online-Test soll interessierte Bewerber in den kommenden Ausbildungsjahrgang 2014 einführen. Ohne Vorauswahl werden alle Bewerber, ohne einen Blick auf die Schulnoten, eingeladen. Immer häufiger müssen Firmen dabei ein Auge zudrücken und sogar Bewerber selbst überzeugen.

Statt Schulnoten setzen Unternehmen lieber auf eigene Beurteilungen …

Schulnoten und andere Probleme

Neben den Schulnoten kommen auch andere Probleme zum Vorschein. Viele Bewerber sind unzuverlässig und kaum noch belastbar. Auch hier sehen die Unternehmen das Problem in der Schule, die sich nur noch einseitig auf das Auswendiglernen ausrichten und alles andere den Eltern überlassen wollen. Damit vertrauen immer weniger Firmen dem deutschen Schulsystem. Statt Schulnoten werde nun mehr Wert auf individuelle Bewertungen in den unterschiedlichsten Kompetenzen gelegt. Also soziale und kognitive Fähigkeiten können weit aus entscheidender sein als die Schulnoten.

Auch Siemens hat das Problem in den Schulen erkannt und weicht ab von den reinen Schulnoten. Im Vordergrund stehe genauso wie bei der Deutschen Bahn AG ein Online-Test. Mitten im Online-Bewerbungsverfahren finde ein Netz-Test über fast 50 Minuten statt. So kann das Unternehmen nicht nur die Konzentrations- und Reaktionszeit des Bewerbers testen, sondern auch zugleich andere Qualitäten. Die Schulnoten rutschen dabei auf einen anderen Platz. Das Testergebnis hat Vorrang. Noch bis 2011 suchte das Unternehmen seine Bewerber rein nach den Schulnoten aus. Die Zeiten sind jedoch längst vorbei. Auch die Deutsche Post verlässt sich nicht mehr auf die Schulnoten. Hier zählt der Test, genauso wie bei der Bahn und bei Siemens. Solange Fachkräfte Mangelware sind und das deutsche Schulsystem nicht reformiert wird, werden auch weiterhin die Schulnoten auf die untersten Plätze wandern.

 

Foto: Zeugnis by Nils Fabisch / pixelio.de; Frau am Notebook by Dieter Schütz / pixelio.de