Teilzeitfalle: Nach Baby das Karriere-Aus

| 10. Mai 2015

Kaum ein Thema beschäftigt die Gesellschaft und Politik wohl immer wieder so nachhaltig wie die Frage nach der Vereinbarkeit von Kind und Karriere für Frauen. Schließlich sind mit dieser Diskussion nicht nur praktische Aspekte, sondern auch grundsätzliche gesellschaftliche Werte und Einstellungen verbunden.

Die sogenannte Teilzeitfalle ist zentraler Bestandteil der Debatte. Hinter der vordergründig attraktiven Kombination aus Arbeit und Familienzeit verbirgt sich in Wahrheit das Karriere-Aus. Für Frauen bedeutet die Teilzeit schließlich nicht, Stück für Stück wieder in die Arbeitswelt einsteigen zu können, sondern häufig einen kontinuierlichen beruflichen Abstieg. Oft bekommen die Wiedereinsteiger kaum interessante Aufgaben und haben nichts anderes zu tun, als Zeit abzusitzen – Frustration ist da vorprogrammiert.

Doch nicht nur für das Individuum, sondern auch aus gesamtgesellschaftlicher Sicht ist die Teilzeitfalle ein Problem. In Anbetracht des Fachkräftemangels ist es schließlich besonders gravierend, wenn hochqualifizierte Frauen nach der Geburt ihres Kindes nicht mehr in Vollzeit arbeiten können.

Kein Weg führt aus der Teilzeit

Laut Statistischem Bundesamt arbeiten 1,1 Millionen Frauen unfreiwillig in Teilzeit. Eine Vollzeitstelle scheint für sie unauffindbar und so müssen sie sich mit ihrer Position auf dem vielzitierten „beruflichen Abstellgleis“ zufrieden geben.

Die Ursachen dafür sind vielfältig, hängen aber zu einem Großteil damit zusammen, dass Unternehmen Mütter einfach nicht mehr als Karriereanwärter wahrnehmen und deshalb kaum noch beruflich fordern und fördern. Hinzu kommt die Problematik der Kinderbetreuung, die angesichts eines Mangels an Betreuungsstätten Frauen in die Teilzeit zwingt. Durch den Ausbau von Kita-Plätzen und Ganztagsschulen soll deshalb verstärkt versucht werden, Frauen in ihrer Mutterrolle zu entlasten und wieder vollständig in der Arbeitswelt zu integrieren. Auch ein flexiblerer Wechsel zwischen Teil- und Vollzeit wird gefordert.

Familienglück statt Fulltime-Job?

Während die Teilzeitfalle vor allem deshalb viel kritisiert wird, da sie die Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter definiert und dementsprechend einem modernen Rollenverständnis widerspricht, empfinden nicht alle Frauen die Teilzeit tatsächlich als Falle. Ein Großteil der Mütter genießt die Kombination aus vollem Familienglück auf der einen und einer beruflichen Beschäftigung auf der anderen Seite. Das Kind kann nach der Arbeit vom Kindergarten abgeholt werden, der Haushalt bewältigt und mehr wertvolle Zeit mit dem Sprössling verbracht werden. Doch was, wenn die Kinder größer und gar ganz aus dem Haus sind?

Politik und Unternehmen müssen langfristig umdenken und Mütter bessere Optionen und innovative Arbeitsmodelle bieten, die es erlauben, trotz Kind Karriere zu machen und sich nicht entscheiden zu müssen, zwischen dem einen und dem anderen. Bis dahin erfordert es viel Engagement und Initiative von Frauen, die trotz Kind einen Weg zurück auf die Karriereleiter ebenen wollen.

Bild: TheGiantVermin-Flickr.