Praktiker am Ende

| 12. Juli 2013

Praktiker war schon lange in der Kritik. In den letzten 3 Jahren kam es immer wieder zu negativen Schlagzeilen. Angeprangert wurde das Rabattgeschäft. Experten bezweifelten die Rentabilität. Selbst Kunden sprachen nur noch von einem Billig-Baumarkt, in dem aber keine hochwertige Qualität mehr zu kaufen sei. Nun ist es amtlich. Praktiker ist zahlungsunfähig und hat das Insolvenzverfahren beantragt. Ziel sei es, mit einer Regelinsolvenz einen Sanierungsplan zu erstellen.

Von dem Insolvenzantrag seien aber nicht die 132 Bahr-Märkte betroffen. Ebenso auch nicht die Auslandsgeschäfte. Während des Insolvenzverfahrens sollen die Praktiker Filialen zunächst uneingeschränkt weitergeführt werden.

Schock für Mitarbeiter

Der Praktiker Konzern beschäftigt insgesamt 20.000 Mitarbeiter. Darunter 18.000 Vollzeitstellen. Auch wenn sich die Insolvenz in den letzten Jahren angebahnt hat, dürfte es dennoch ein Schock für die Mitarbeiter gewesen sein. Eingeschaltet hat sich auch die Gewerkschaft Verdi. Dort sprach man von einer menschlichen und existenziellen Tragödie. Obwohl sich die Umstände bereits in den letzten Jahren verdichteten und Anzeichen auf eine bevorstehende Insolvenz durchaus gegeben waren. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ein Großteil mit Abschluss des Insolvenzverfahrens ihre Arbeitsplätze bei Praktiker verlieren werden. Insgesamt werden in Deutschland 300 Filialen von Praktiker betrieben. Weitere 130 in anderen Ländern.

Auch die Praktiker Aktie reagierte mit einem Absturz und verlor rund 70 Prozent (0,11 Euro, Stand nach Bekanntwerden der Zahlungsunfähigkeit).

Übernahmekandidaten

Es wird dünn. Das Konzept von Praktiker und die großen Preisschlachten waren schon in der Vergangenheit immer mit viel Kritik versehen. Einen Übernahmeinteressenten zu finden, könnte schwer werden. Auch Obi sei derzeit nicht interessiert. Einzig an einigen Standorten wäre man interessiert. Die Tragfähigkeit der Konzepte von Praktiker bemängelt man jedoch.

Seit vielen Jahren wurden unterschiedliche Sanierungen unternommen, um den stark angeschlagenen Praktiker Konzern zu stützen. Zuletzt hätten die Gläubiger jedoch nicht mehr zugestimmt. Praktiker wurde zahlungsunfähig. Damit dürfte die Ära eines über 35 Jahren alten Unternehmens zu Ende gehen.

Alternativen für den Einkauf

Die Baumärkte der alten Zeit haben ausgedient. Es ist zu erwarten, dass auch andere Ketten in den nächsten Jahren an ihrem Konzept scheitern werden. Denn bei kaum einer Baukette liegt ein schlüssiges und ordentliches Konzept für den Online-Absatz vor. Da Kunden heute problemlos jeden Artikel aus dem Baumarkt bei anderen Versandhändlern im Internet bestellen können, ist das schon bemerkenswert. Die Lieferzeiten betragen dabei nur wenige Tage. Warum die etablierten Ketten hier nicht endlich handeln und sich so einen großen Umsatzanteil entgehen lassen, ist mehr als fraglich. Ein schönes Beispiel für erfolgreiches Marketing im Internet findet sich mit Vivaldi, eine  spezialisierte Handelsagentur. Falttüren und mehr befinden sich im Angebot.  Hochwertige Falttüren werden dort in nur wenigen Tagen ausgeliefert. Auch die passenden Wand-Paneele können direkt mitbestellt werden.

Ob sich jedoch auch die etablierten Bauketten, die in jedem Ort vorzufinden sind, eines Tages auf das prfessionelle Online-Geschäft besinnen bleibt fraglich.