Arbeitszeugnis FAQ 5

| 4. Juli 2013

Nun haben wir zum Arbeitszeugnis bereits viele Punkte abgehandelt. Doch das Spektrum ist mittlerweile so groß, das viele Arbeitgeber oft externe Agenturen mit der Formulierung beauftragen. In größeren Konzernen gibt es in den Personalabteilungen direkte Experten für das Arbeitszeugnis. Falsche Formulierungen oder Zeichen, die unbewusst (oder vielleicht absichtlich) gesetzt wurden, können schnell zum Streit führen. Neben der weiteren Auskunft wollen wir uns in dem letzten Teil auch mit den Ausdrücken sowie Noten befassen. Zu guter Letzt stellt sich die Frage, ob auch Praktikanten einen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis haben.

Weitere Auskunft

Ein Punkt ist dabei, dass der mögliche neue Arbeitgeber neben dem Arbeitszeugnis auch gerne einmal im alten Betrieb anruft und sich dort erkundigt. In der Regel erfolgen diese Nachfragen rein fernmündlich, damit der Arbeitnehmer keine schriftlichen Nachweise erlangen kann. Der alte Arbeitgeber ist nicht zu einer Auskunft verpflichtet. Solch ein Verhalten wird jedoch in der Regel negativ eingestuft und ist selbstredend. Der Arbeitnehmer braucht übrigens nicht nach seiner Einwilligung gefragt werden. Auch ohne diese, darf sein alter Chef munter Auskunft geben. Allerdings nur wenn dieses wirklich wahrheitsgemäß erfolgt. Die Auskünfte dürfen auch nicht über den Inhalt im Arbeitszeugnis hinausgehen. In der Regel jedoch sind viele Arbeitgeber sehr munter bei ihren Formulierungen. Das was nur mit Bedacht im Arbeitszeugnis ausgesprochen werden durfte, kann nun in einem Telefonat sehr offen gezeichnet werden.

Attribute wie ehrlich, pünktlich, fleißig und auch zuverlässig

Solche Attribute lesen wir oft in einem Arbeitszeugnis. Doch was bedeuten diese tatsächlich. Grundsätzlich sei anzumerken, dass die Betonung von Attributen von Pünktlichkeit, Ehrlichkeit und Co. auch immer irgendwo in einem Zusammenhang mit negativen Punkten stehen können. Wenn diese ohne weitere im Text stehen. Es fehlt zum Beispiel auch an der Möglichkeit, weitere Eigenschaften im Arbeitszeugnis aufzuführen. Werden diese zudem ohne einen weiteren Zusatz (statt sehr ehrlich nur ehrlich) geschrieben, könnte man durchaus annehmen, dass es zu diversen Zwischenfällen gekommen ist.

Eine kleine Liste von üblichen Formulierungen im Arbeitszeugnis

Er zeigte stets Engagement für Arbeitnehmerinteressen außerhalb des Büros
Bedeutet: Er nahm gerne an Streiks und Demonstrationen teil.

Er trat voller Engagement für die Interessen der Kollegen ein
Bedeutet: Der Arbeitnehmer war im Betriebsrat tätig

Für die Belange anderer Arbeitnehmer bewies er immer Einfühlungsvermögen
Bedeutet: Sexuelle Kontakte im Büro

Er war tüchtig und konnte sich immer gut verkaufen
Bedeutet: Die Leistungen sind Mangelhaft. Der Arbeiter war zudem unangenehm

Er leistete mit großem Eifer die ihm übertragenen Aufgaben
Bedeutet: Er hatte zwar den Eifer, doch leider ohne Erfolg

Der Arbeitnehmer zeigte Verständnis für die Arbeit
Bedeutet: Mangelhafte Leistung

Er verstand es, die Aufgaben stets mit Erfolg zu delegieren
Bedeutet: Er war ein Meister darin, sich vor Arbeit zu drücken

Sie hat in ihrem und im Firmeninteresse gehandelt
Bedeutet: Das Firmeneigentum wurde auch gerne zum privaten Eigentum

Er arbeitete sehr gewissenhaft und erledigte seine Aufgaben dabei ordnungsgemäß
Bedeutet: Seine Arbeit war nie effektiv und oft sehr bürokratisch

Seine Auffassungen wusste er stets gut zu vertreten
Bedeutet: Großes Selbstbewusstsein

Er war mit Interesse bei der Sache
Bedeutet: Interesse ja, doch leider ohne Erfolg

Er arbeitete sehr nach eigener Durchführung
Bedeutet: Leider nicht nach den Plänen des Arbeitgebers

Er war Neuem gegenüber interessiert
Bedeutet: Er verstand es aber nicht, dieses in seiner Arbeit umzusetzen

Wir haben uns einvernehmlich getrennt
Bedeutet: Der Arbeitgeber hat zu einer einvernehmlichen Kündigung im Interesse des Firmenwohls geraten

Wir begleiten ihn mit besten Wünschen
Bedeutet: Negativ

Er stand stets voll hinter uns
Bedeutet: Und der Alkohol war sein beliebter Begleiter

Mit seinen Vorgesetzten ist er gut zurechtgekommen.
Bedeutet: Mitläufer, der sich den Vorgesetzten anpasst.

Notenbeispiele von 1 – 5

Note Begriff: Bereitschaft
1 Der Arbeitnehmer zeigte steht ein sehr hohes Maß an Leistungsbereitschaft.
2 Er zeigte stets eine hohe Leistungsbereitschaf.
3 Er zeigte Leistungsbereitschaft.
4 Er zeigte auch Leistungsbereitschaft.
5 /- wird nicht erwähnt

Note Kompetenz und Wissen
1 Durch sein umfangreiches und sehr fundiertes Fachwissen …
2 Er verfügte über ein gutes Fachwissen.
3 Sein Fachwissen ist solide.
4 Er verfügt über das erforderliche Fachwissen.
5 Er zeigt das notwendige Fachwissen …

Note Zusammenfassung der Leistungen
1 Seine Leistungen waren stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.
2 Seine Leistungen waren stets zu unserer vollen Zufriedenheit.
3 Seine Leistungen fanden unsere volle Zufriedenheit.
4 Seine Leistungen fanden unsere Zufriedenheit.
5 Übertragene Aufgaben erledigte er in der Regel zu unserer Zufriedenheit.

Note Dank und Abschluss
1 Wir bedauern das Ausscheiden und danken ihm für die stets sehr gute …
2 Wir bedauern das Ausscheiden und danken ihm für die stets gute …
3 Wir bedauern das Ausscheiden und danken ihm für die guten Leistungen.
5 … fehlt dann meistens

Note Wünsche für die Zukunft
1 Wir wünschen ihm alles Gute und weiterhin viel Erfolg
2 Wir wünschen ihm alles Gute und weiterhin Erfolg
3 Wir wünschen ihm alles Gute und Erfolg.
4 Wir wünschen ihm alles Gute.
5 Wir wünschen ihm alles nur erdenklich Gute, auch bei seinen Erfolgen und Bemühungen.

Arbeitszeugnis Praktikanten

Nach dem deutschen Recht haben auch Praktikanten ein klares Anrecht auf ein Arbeitszeugnis. Auch hier gilt, dass ein qualifiziertes Zeugnis auszustellen ist. In der Regel fällt dieses sicherlich kürzer als bei einem langjährigen Mitarbeiter aus. Aber dennoch sollte es alle wichtigen Punkte unbedingt enthalten. Experten empfehlen dabei auch, die Praktikanten auf ein gutes Arbeitszeugnis zu drängen. Arbeitgeber sind dabei in der Tat recht freigiebig. Denn auch ein Praktikant kann bei Diskussionsbedarf das Arbeitsgericht anrufen. Für viele Arbeitgeber steht das einem Zeitverlust gleich, weswegen sie oft sehr positive Formulierungen übernehmen.

Auch bei diesem Arbeitszeugnis muss der Arbeitgeber wohlwollend formulieren und sich an die Regeln halten. Näheres dazu haben wir ja bereits mit Beginn unserer Reihe Arbeitszeugnisse aufgeführt. Auch wenn das Zeugnis nach dem Praktikum auf den ersten Blick keine besondere Bedeutung hat, kann es dennoch über die nächste berufliche Zukunft entscheiden.

Unser kurzes Fazit

Das Arbeitszeugnis ist mittlerweile durch Codes, gesetzlichen Grundlagen und grundsätzlichen Gerichtsurteilen in der Beachtung der einzelnen Details sehr umfangreich. Selbst Arbeitgeber, die ein gut Zeugnis ausstellen wollen, können unbeabsichtigt einen Fehler einbauen, der am Inhalt Zweifeln lassen könnte. Zudem haben viele Arbeitgeber kein Interesse daran, lange über den Inhalt im Arbeitszeugnis zu diskutieren. Stattdessen wird das Zeugnis von Beginn an zu gut ausgestellt. Unterm Strich hat das Arbeitszeugnis viel an Aussagekraft verloren. Arbeitnehmer haben gute Chancen vor dem Arbeitsgericht ein „besseres“ Zeugnis zu erstreiten.

Damit schließen wir unsere 5-teilige Reihe zum Arbeitszeugnis. Dennoch werden wir auch in der nächsten Zeit immer wieder einmal über Themen zum Arbeitszeugnis berichten.